zuhause ist, wo es warm ist

Es ist schon einige Zeit her…
Sonntagmorgen halb 7. Luise und ich sind nach einer Woche Ferien auf dem Heimweg.
Als uns der Nachtzug eine Stunde vorher im Dunkel der Nacht ausspuckte, hatte 酒泉 Jiǔquán uns keinen warmen Empfang bereitet. Nach der 15stündigen Fahrt hatten wir 1300 km Richtung Norden hinter uns und trotz der hastig übergestreiften doppelten Pullover- und Jackenschichten begann ich augenblicklich zu zittern. Kalt.
Verschlafen und verfroren trotten wir durch 酒泉 Jiǔquán zu unserer Wohnung. Da eröffnet sich dieses Bild. Die schmale Gasse ist menschenleer, doch ein Licht scheint und in diesem Licht steigt Dampf gen Sternenhimmel. Jeden Morgen holen wir hier unser Frühstück. Doch zu dieser ungewöhnlichen Zeit, nach dieser langen Reise, ist der verheißungsvolle Anblick unseres 包子 bāozi – Ladens ein Segen. Als die gefüllten Hefeklöße dampfend in meinen Händen liegen und der Verkäufer uns wie jeden Tag freundlich verabschiedet fühle ich mich wieder in 酒泉 Jiǔquán angekommen. Denn zuhause ist, wo es warm ist.
Das gilt auch für unsere Wohnungen. Nach einigen langen Wochen, in denen man sich nur unter der Wärmelampe im Bad, neben dem Gasherd oder mit Wollsocken unter der Bettdecke richtig wohl fühlen konnte, ist nun endlich die Heizung angegangen. Mit der Wärme kehrt auch die Gemütlichkeit und Heimeligkeit ein.
Der wärmste Ort, den ich hier kenne, ist übrigens die Wohnung einer chinesischen Familie, die uns regelmäßig zum Abendessen einlädt. Auch dort fühlt es sich schon seit dem ersten Eintreten irgendwie nach zuhause an.
Oder irre ich mich? Ist es nicht die Wärme der 包子 bāozi und Heizungen, sondern die Wärme der Freundlichkeit, Warmherzigkeit, Vertrautheit und Gastfreundschaft?
Wer weiß…

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